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Initiative einer Weltbürger-Partei

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Als eine der Nachwirkungen auf
die Besetzung der UNO-General-
versammlung am 19. Nov. 1948
gründete der Wolfacher (Schwarz-
wald)
Emil O. Peter, nachdem er
seinen deutschen Pass verbrannte,
eine Weltbürger-Partei.
Er wurde
in den 1960er Jahren sogar damit
in den Kreistag des Landkreises
Offenburg gewählt.

Die Zeitung WELT titelte damals:
„Wie Garry Davis die SPD über-
flügelte“



erschienen in Die Welt am 20. Juni 1975

Stephan Mögle-Stadel & Martin
Hahn, ehemals EFP-Landesvor-
sitzender, initiieren Neugründung
einer Weltbürger-Partei 1994 in
Schwäbisch Gmünd.
(siehe Presseberichte rechts:)


Martin Haas versuchte 2014 das
Erbe von Emil O. Peters, einst
Kreistagsabgeordneter der Welt-bürger-Partei, als Kandidat für
das Amt des Wolfacher Bürger-meisters fortzuführen.
(siehe Medienmeldung re. außen:)



erschienen in der Gmünder Tagespost
und der Rems-Zeitung vom August 1994

Martin Haas, der Bürgermeister-
Kandidat des Jahres 2014 für
Wolfach teilt der Presse mit,
daß Weltbürger und Kreistags-
Kandidat Emil O. Peter ihn
kosmo-politsch inspiriert habe.
Siehe Bericht nachfolgend:

Stephan Mögle-Stadel versuchte
damals auch, neben den Restbe-
ständen der Europäisch-Födera-
listischen Partei (EFP), die ÖDP
und die regionale Rheinland-
Partei mit in die Sammelpartei
„Die Föderalisten – Weltbürger-
Partei“ zu holen.
Es scheiterte einst u.a. an den
nicht vorhandenen Finanzmitteln
zur Gründung einer neuen, bundes-
weiten Partei.

Artikel rechts aus dem Hamburger
Abendblatt berichtet über Treffen
zur Vorbereitung einer neuen Welt-
bürger-Partei.


Oben: Notiz aus dem Kölner
Express vom 18.04.1995

über Zusammenarbeit
Rheinland-Partei & WFM

Das Foto rechts Mitte und der
dahinter liegende Pressebericht
zeigen Stephan Mögle-Stadel und
Hermann Gebertz bei einer Presse-
konferenz 1998 im Presseclub
Bonn.

Bericht vom 10. Dezember 1998
im Kölner Stadt-Anzeiger:




Ganzseitiger Zeitungsbericht aus
dem Kölner Stadt-Anzeiger über
den Kosmopoliten (WFM Mitglied)
Hermann Gebertz & die von ihm
mitgegründete Rheinland-Partei

S. Mögle-Stadel als Ghostwriter
der Weltstaats-Rede von Bundes-
präsident Dr. Roman Herzog 1999
beim Weltwirtschaftsforum Davos
Hier Link zur Rede (FAZ)
Hier Link zu Hintergrund



Foto rechts außen (Bundestag)
anklicken für Hintergrund






Zu oben: Schreibtischtätertum bewirkt nicht
immer historische Veränderungen: obwohl
wir Ulrich Beck mehrfach kontaktierten,
war der „kosmo-politische“ Intellektuelle
nicht für die Mitarbeit an der Neugründung
einer Weltbürger(partei)bewegung gemäß
seinem „Kosmopolitischen Manifest“ zu
gewinnen. Andere Buchprojekte hinderten
ihn angeblich. Es ist ja auch einfacher, eine
Idee zu publizieren und anderen Menschen
dann die mühseligere Arbeit d. Realisierung
zu überlassen. Wer als tätiger Weltbürger
solche intellektuellen „Unterstützer“ hat,
braucht keine Neonazis mehr als Gegner...


Oben: Kosmopolitiker Hammarskjöld
Gösta von Uexküll in der ZEIT, 15.11.
1956, über die Fusion von Kosmopolit
& Welt-Politiker. Dag ist das Parade-
beispiel eines Avant-Garde Politician,
wie von Prof. Dror beschrieben (Link):





Weltbürger-Tagung im Schwarz-
wald, Anfang September 1968



Oben: New York Times, Mai 1948

Links: Deitschland-Radio-Feature
aa2013 zum Tod von Garry Davis


Oben: Portrait von der Dokumentar-
filmerin Robin Lloyd über S. Mögle-
Stadel in der Nachfolge von Garry
Zeitschrift Peace & Justice 2009



In der Einen Welt zuhause

Im Jahr 1948 wurde während der UN-Generalversammlung in Paris, die am 10. Dezember die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedete, vergessene Geschichte gemacht. Die auch heute noch aktive Weltbürgerbewegung fand ihren damaligen Höhepunkt in der Besetzung der UN-Vollversammlung, bei der unter dem Namen "Operation Oran" u.a. von Albert Camus eine Weltbürgererklärung verlesen wurde.

Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg folgerte Garry Davis 1947, daß die Wurzel des Krieges im Nationalstaat stecke. Inspiriert von Cord Meyers "Peace or Anarchy" and Clarence Streits "Union Now" entdeckte der ehemalige US-Bomberpilot als Alternative zum Krieg der Nationalstaaten eine Weltföderation als völkerrechtliches Mittel zum Weltfrieden. Am 25. Mai 1948 gab Davis im US-Konsulat in Paris seine Staatsbürgerschaft ab, um zu zeigen, dass "die Dominanz des Nationalstaats weder blutig bekämpft noch untertänig befolgt werden muss". Tatsächlich existiere er in Wahrheit nur in der Einbildungen jener, die ihn bekämpften oder verteidigten. "Wenn es mir gelänge, in dieser Welt wenigstens einen zeitlang ohne nationalstaatliche Anerkennung zu überleben, dann hätte ich den Ausschließlichkeitsanspruch des Nationalsaats mitten ins Herz getroffen", meinte Davis.
Am 11. September 1948 entdeckte Garry Davis auf der Titelseite der Pariser Ausgabe der International Herald Tribune ein Bild, auf dem der französische UN-Delegierte Robert Schumann dem damaligen UN-Generalsekretär Trygve Lie einen goldenen Schlüssel aushändigt. Das Palais de Chaillot in Paris wurde damit für die Dauer der UN-Generalversammlung symbolisch in die exterritoriale Hoheit der UNO übergeben. Diese Konstellation war wahrlich ein Geschenk der Geschichte, oder – je nach Weltanschauung – des Himmels: Morgen mußte der staatenlose Weltbürger laut "refus de séjour" Frankreich verlassen habe oder Gefahr laufen, interniert zu werden.

Am Morgen des 12. September fuhr Davis mit der Metro zum Trocadéro und stand um sieben Uhr von dem weißen Marmor des Palais de Chaillot, das noch verschlossen war. So quartierte er sich und seine Reiseschreibmaschine einige Tage vor der offiziellen Eröffnung der UN-Versammlung auf dem gegenüberliegenden, internationalen Boden von UN-Restaurant und -Sekretariat ein. Dem französischen Wachmann machter er begreiflich, daß wenn er ihn auf französischen Boden hinauswerfen wolle, er gegen Gesetze und Anweisungen seines eigenen Staates verstoße, welcher ihn, den Staatenlosen, mit heutigen Datums seines Territoriums verweisen habe, so daß er gezwungen sei, auf dem internationalen Boden dieses der UNO zeitweise überlassenen Gebäudes Asyl zu suchen. Soviel juristisch begründete Sophistik war für die mittlerweile versammelten Wachmänner zuviel. Sie zogen ab, höheren Ortes neue Anweisungen einzuholen. Dabei stießen sie fast mit den ersten Journalisten und Fotoreportern zusammen. Das Ereignis war weltweit für viele Presseleute im bislang farblosen Vorfeld der kommenden UN-Vollversammlung die vermißte human interest story. Je nach politischem Couleur wurde Davis zum Helden oder Narren gemacht. Aber immerhin 100 Zeilen mit Foto wert. Zunächst bewegte es den in Paris schon anwesenden UN-Untergeneralsekretär Konstantin Zinchenko, den Vertreter der UdSSR, zu einer Stellungnahme gegenüber der Presse: "Davis ist ein Welt-Kind. Die Charta sieht nicht vor, daß die UN Kindermädchen spielt. Staaten mögen beitreten, Bürger in Windeln – Njet!".
Die vermeintlichen Bürger-in-Windeln begannen derweilen mit den Füßen und ihren Gesten zugunsten der noch jugendlichen aber zukunfts- und verantwortungsbewußten Weltbürger-Idee abzustimmen. Ein Quäker brachte einen Schlafsack, ein anderer eine Decke. Eine alte Dame übergab mit einem gemurmelten "que dieu soit avec vous" Brot, Käse und eine Flasche Rotwein. Die Menschenmenge vor den Stufen und dem Vordach um UN-Restaurant, wo Davis nächtigte, wuchs täglich und auch die Säcke mit Post, adressiert an "Weltbürger Garry Davis, Palais de Chaillot, Paris". Die meisten Briefe und Karten kamen aus Frankreich und Deutschland und wurden von einigen mittlerweile befreundeten Journalisten auf passende Zitate hin quergelesen.

Aber nicht nur für Tausende vom Nationalismus und Faschismus verführte und nun führerlose Zeitgenossen wurde Garry Davis nun Ansprechpartner für ein neues und zukunftsträchtigeres Sinnbild namens Weltbürgertum und gemeinsamer Weltregierung, sondern auch für die Philosophen und Literaten seiner Zeit. Als erster suchte ihn die intellektuelle Erscheinug eines Robert Sarrazac heim. Befragt nach seinen Plänen erklärte Davis, daß er die UN-Delegierten in Paris dazu auffordern wolle, eine völkerrechtliche Weltverfassung zu entwerfen. Sarrazac empfahl Davis einen "Conseil d'Avis", eine Art geistigen Solidaritätskreises einer Gruppe führender, zunächst französischer Intellektueller, welchen er für ihn organisieren wolle. Damit gewann die bisherige Ein-Mann-Demo eine neue Dimension.
Ende September hatte sich das UN-Sekretariat mit dem französischen Innenministerium abgesprochen, den "Fall Garry Davis" zu lösen, indem die Franzosen ihm einen "titre d'identité" ausstellten und seine Aufenthaltserlaubnis um drei Monate verlängerten, so daß er nun das zu publikumswirksame Asyl auf dem UN-Territorium verlassen konnte. Da diese internen Absprache keine gesetzliche Grundlage hatte, weigerte sich der Weltbürger, eine solche Sonderbehandlung anzunehmen und wurde kurzerhand in einer nächtlichen Aktion von der französischen Polizei vom "exterritorialen" Gelände der UNO entfernt. Nach der Aktion war das UNO-Territorium von starken Polizeikräften abgeschirmt. Zwischenzeitlich war Robert Sarrazac aktiv geworden und hatte sein ganzes Gewicht mit einem Artikel zugunsten von Garry Davis im "Combat", dem führenden Blatt der französischen Intelligenz, in die Waagschale geworfen.

Das Gründungstreffen des "Conseil de solidarité" fand Mitte Oktober vor versammelter internationaler Presse statt. Weltbürgerliche Übereinstimmung in der ideologischen Verschiedenheit war die Hauptattraktion und eine Quelle des Erstaunens für viele Journalisten. Gekommen waren etwa der Romancier Albert Camus, der Dichter und Maler André Breton, die Herausgeber des "Combat" und des "Franc-Tireur", Claude Bourdet und Geroge Altman, der katholische Abgeordnete und Resistance-Führer Abbé Pierre, der Maler Jean Hélion, die Direktorin von Radio Frankreich, Madelaine Paz, Louse Guieyesse vom Vorstand der "Freunde Ghandis", der protestantische Geistliche Henri Roser, die Herausgeber von "Esprit" und "Libération", Emmanuel Mounier und Louis Martin-Chauffir sowie der Gewerkschaftsführer Kobloth-Décroix und der Financier Louis Rosen, womit die Teilnehmerliste immer noch nicht abgeschlossen ist. Die Botschaft des Weltbürgertums wurde von den Medien tiefsinniger aund seriöser betrachtet. Der New Yorker anerkannte: "Mr. Davis ist im Gleichschritt mit dem Universum. Wir anderen marschieren zum Klang eines geplatzten Trommelfells" und der konservative Manchester Guradian bemerkte, der "Weltbürger Garry Davis ist ein Mann, mit dem zu rechnen ist". Das Time Magazine revidierte seine frühere Charakterisierung als "Verrückten" und kennzeichnete den – ehemaligen – Amerikaner nun als einen Menschen "von klugem Verstand, der seine Kollegen der französischen Intelligenz permanent überrascht", während sich Garry Davis bewußt wurde, daß er nun ein offizieller Presseagent für die Menschheit geworden war. Einige enflußreiche Publizisten begannen langsam Gefallen daran zu finden, mit Hilfe des Kosmopolitikums Davis die Staatsführungen und UN-Bürokraten bloßzustellen. Der amerikanische Kolumnist Ansel Mowrer etwa gab Davis den Tip, daß Trygve Lie eine Art Weltsicherheitstruppe plane und er sich doch als erstes Mitglied anbieten solle – am besten öffentlich vor der UN-Vollversammlung.

19. November 1948

Dies war der Impuls für die "Operation Oran". Der von Sarrazac ausgearbeitet Plan war, einige Beiratsmitglieder zusammen mit Davis in die teilweise öffentliche Generalversammlung einzuschleusen. Dort sollte Davis dann in einem entscheidenden Augenblick den Balkon überspringen und vor den Delegierten und TV-Kameras eine einminütige Erklärung zugunsten einer Weltregierung abgeben. Mitglieder des "Conseil de solidarité" sollten genau zu diesem Zeitpunkt im gegenüberliegenden Restaurant eine Pressekonferenz eröffnen, die Bedeutung dieser Inszenierung erklären und um die Solidarität der Presse werben.
Am Freitag, den 19. November 1948 fand die Aktion statt, die sich am nächsten Tag auf den Titelseiten der Weltpresse wiederfand und der entstehenden Weltbürgerbewegung einen weiteren wesentlichen Impuls gab. In der Sitzung der Generalversammlung ging es um die atomare Spaltung und deren Kontrolle im Ost-West-Spannungsverhältnis. Die Atmosphäre war geladen. Nach der Rede des jugoslawischen UN-Delegierten schwang sich Davis über die Balkonabsperrung, lief zum Mikrophon und begann zu sprechen: "Herr Vorsitzender, ich unterbreche hiermit im Namen des Weltvolkes, welches hier nicht vertreten ist..." Lautstark protestierend wurde der Weltbürger aus dem Saal entfernt. Während die Wachen draußen mit ihm beschäftigt waren, begann im Saal die eigentliche, dann halbstündige Aktion. Sarrazac proklamierte die Oran-Erklärung, nach ihm gaben andere Weltbürger in verschiedenen Sprachen Variationen des Themas wieder. Bald darauf kamen Unterstützungstelegramme aus aller Welt, so etwa von Albert Schweitzer und Albert Einstein.
Die Bürger von Paris en masse zu mobilisieren und um Charakter der weltbürgerlichen Idee als soziale Bewegung öffentlich zu demonstrieren, organisierte das Conseil kurzfristig eine Veranstaltung sechs Tage vor der Beschlußfassung über die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember. Im Salle Pleyel kamen 3.000 Menschen zusammen, etwa 2.000 weitere mußten vor dem überfüllten Gebäude stehen. Am Tage vor der Beschlußfassung am 9. Dezember füllten 20.000 Menschen das Pariser Vélodrôme d'Hiver – das gelang damals normalerweise nur zwei Figuren: dem KP-Chef Thorez und General de Gaulle.

Quelle: >>Die Unteilbarkeit der Erde<<, Stephan Mögle-Stadel, Bouvier Verlag

Bestellhinweis

Seiner Geschichte als "erster Weltbürger" von 1948 bis 1958 geht Garry Davis in dem jüngst ins Deutsche übersetzten Buch "In der Einen Welt zuhause – Die Odyssee des ersten Weltbürgers" nach. Gebundene Manuskriptfassungen im DIN-A4-Format können mit dem Bestellformular bestellt werden.