Sie sind hier: Gastbeiträge Thor Heyerdahl

Thor Heyerdahl (re.) mit Stephan Mögle-Stadel bei einer Pyramiden-Ausgrabungsstätte auf Teneriffa.

Heute im Zeitalter der wirtschaftspolitischen Globalisierung gibt es immer mehr nur noch eine einzige, multikulturelle Weltzivilisation. Wenn diese in sich zusammenstürzt, dann dürfte dies eine ähnliche Katastrophe werden wie jene Sintflut, von der die Bibel und andere alte Texte der früheren Menschheit berichten.

Seit den Ereignissen des 11. September 2001 ist die UNO wichtiger denn je geworden. Ich hatte das Glück, die Ära von UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld noch miterleben zu können und mit seinem Nachfolger Sidhu U Thant befreundet gewesen zu sein. Als ich 1969 mit dem Papyrusboot Ra auf einer archäologischen Forschungsreise den Atlantik überquerte, hatte unsere internationale Crew ganz selbstverständlich die UNO-Flagge gehisst. Diese blauweiße Flagge wehte auch 1978 an Bord der Tigris, des Nachbaus eines sumerischen Schilfbootes, mit dem wir vom heutigen Irak über den Indischen Ozean zum Eingang des Roten Meeres segelten. Wer die Welt und die Weite der Weltmeere, wunderschön und lebensgefährlich zugleich, kennenlernen durfte, kann eigentlich gar nicht anders, als ein Weltbürger zu sein. Dieses globale Bewusstsein verbindet mich auch mit dem Herausgeber dieses Buches über den amtierenden UNO-Generalsekretär Kofi Annan, welcher mich 1997 bei meinen Ausgrabungen der Pyramidenanlage von Güimar auf Teneriffa besuchte. Ich durfte feststellen, dass mir damals mit Stephan Mögle-Stadel nicht nur ein Journalist, sondern auch ein Weltbürger in der Finca Morra gegenübersaß. Dieses globale Bewusstsein findet sich auch in der Person und in den Reden von Kofi Annan. In der heutigen Weltsituation hat Annan die schwierige Aufgabe übernommen, die Autonomie und Handlungsfähigkeit der Gesamtheit der Vereinten Nationen gegenüber einzelnen ihrer Mitgliedsregierungen zu gewährleisten.



Link: Interview-Gespräch Heyerdahl mit Stephan
Mögle-Stadel in Zeitschrift Info3, März 1998


Link: Thor & SMS im Innenhof der Finca
auf Teneriffa. Zum Interview-Text

Die RA unter der Flagge der "Vereinten Nationen" segelnd. Als echter Welt-Bürger war auch Thor Heyerdahl seiner Zeit voraus...

Die UNO mag angesichts der herrschenden Mächte oftmals hilflos erscheinen. Auch wenn es
zur Zeit vielleicht nicht populär ist, so liegt in ihr dennoch der Keim zu einem zukünftigen
Weltrechtssytem und einem Weltparlament verborgen. Die Herrschaft von Willkür und
Machtmissbrauch muss durch die Herrschaft von neutraler Rechtsprechung und weltweiter
Demokratie abgelöst werden. Der UNSeegerichtshof in Hamburg und der Internationale
Strafgerichtshof in Den Haag sind hierfür erste Schritte in die richtige Richtung. Den Lesern dieses wichtigen Buches wünsche ich, dass sie in den ‚archäologischen‘ Tiefen und zwischen den Zeilen der Texte von Kofi Annan die UNO von morgen erahnen.

Aus >>Kofi Annan, UNvollendeter Weg. Die UNO im 21.Jahrhundert <<
Hrsg. von Stephan Mögle-Stadel. Ravensburg 2003, Verlag Deutsche Unitarier