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Dr. Herbert Gruhl


1954 trat Gruhl in die CDU ein, deren Kreisvorsitzender im Landkreis Hannover er von 1965 bis 1974 war. Bei der Bundestagswahl 1969 wurde er erstmals in den Bundestag gewählt. 1969/70 war er zunächst Mitglied des Innen-ausschusses und beschäftigte sich zu dieser Zeit intensiv mit der Gefährdung der freiheitlichen demokratischen Grund-ordnung durch eine linksradikalisierte junge Generation.[4] Fragen des Umweltschutzes lagen damals noch im Zuständigkeitsbereich des Innenausschusses. Gruhl wurde 1970 Sprecher der Fraktion in Umweltfragen. 1971 machte er in einer Bundestagsrede als erster Abgeordneter auf das Waldsterben aufmerksam.[5] Im Vorfeld der Bundes-tagswahl 1972 übernahm Gruhl den Vorsitz der neuen parteiinternen Arbeitsgruppe für Umweltvorsorge. Diese Arbeitsgruppe entwarf ein „Konzept der CDU für Umwelt-vorsorge“, an dem Richard von Weizsäcker als Schatten-Umweltminister in der Wahlkampfmannschaft von Rainer Barzel und Gruhl maßgeblich mitwirkten.

In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion entwickelte Gruhl sich
zu einem der wenigen Kritiker der Kernenergie. Die Veröffentlichung seines Buches Ein Planet wird geplündert – Die Schreckensbilanz unserer Politik im September 1975 avancierte zum Bestseller, wurde von der Parteispitze jedoch kaum öffentlich diskutiert. Nach der Bundestagswahl 1976, bei der Gruhl in seinem Wahlkreis Hannover-Land überdurch-schnittlich viele Stimmen für die CDU hinzugewinnen konnte, entzog die Partei ihm die Aufgaben des Sprechers für Umweltfragen in Fraktion und Partei. Vor diesem Hintergrund teilte er im Herbst 1977 dem Journalisten Franz Alt, der damals Moderator der SWF-Sendung Report war, mit, dass die CDU nicht mehr seine politische Heimat sei. Gruhls Bitte an Alt, zwischen ihm und dem Parteivorsitzenden Helmut Kohl zu vermitteln, lehnte Alt jedoch ab.[5]

Am 12. Juli 1978 trat Gruhl unter großer Medienresonanz aus der CDU aus, behielt aber sein Bundestagsmandat. Aus diesem Anlass verlas er in Report einen offenen Brief an den damaligen Bundesvorsitzenden der CDU und späteren Bundeskanzler Helmut Kohl, in dem er der CDU vorwarf, an der Wachstumspolitik der 1960er Jahre festzuhalten und damit die „völlig neue Problemstellung der heutigen Welt“ in wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht zu verkennen. Seinen Parteiaustritt aus der CDU begründete Gruhl des Weiteren mit deren „Forderung nach der Neutronenwaffe“, dem durch Kohl „laufenden Versuch, strafbare Spenden-aktivitäten vieler Jahre nachträglich mit einer Änderung des Parteiengesetzes für rechtmäßig zu erklären“ sowie von Unionspolitikern abgegebenen „Ehrenerklärungen“[6] für
den Alt-Nazi Hans Filbinger.

Grüne Aktion Zukunft und Grüne (1978–1981)

Am 13. Juli 1978, nur einen Tag nach der Trennung von der CDU, gründete Gruhl die Grüne Aktion Zukunft (GAZ), deren Bundesvorsitzender er wurde. Nachdem die GAZ bei der hessischen Landtagswahl mit 0,9 % deutlich gescheitert war und sich zur Landtagswahl in Bayern erfolgreicher mit der Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher als AUD/Die Grünen zusammen getan hatte (1,8 %), engagierte sich Gruhl in der Folgezeit für den politischen Zusammenschluss grüner Parteien und Wählerbewegungen. Diese Bemühungen führten im März 1979 anlässlich der Europawahl im selben Jahr zur Gründung des Parteienbündnisses Sonstige Politische Vereinigung Die Grünen. Gruhl wurde formal als Ersatz-bewerber der Spitzenkandidatin Petra Kelly aufgestellt, was durch ein festgelegtes Rotationsprinzip faktisch eine gleichberechtigte Spitzenkandidatur bedeutete.[7] Mit dem seinerzeit bekannten Slogan „Weder links, noch rechts, sondern vorn“ wollte Gruhl ideologische Differenzen durch
eine Ausrichtung auf Zukunftsfragen überwinden. Dem Bündnis gelang mit 3,2 % ein Achtungserfolg.

Die GAZ beteiligte sich im Januar 1980 an der Gründung der Partei „Die Grünen“. Bei der Wahl des Bundesvorsitzenden
der neu gegründeten Partei unterlag Gruhl 1980 in einer Kampfabstimmung gegen Dieter Burgmann. Gruhl vermutete eine taktische Aufstellung der Kandidaten durch den linken Flügel[8] und sah den wertkonservativen Flügel durch die Wahl unzureichend repräsentiert.

Darüber hinaus kritisierte Gruhl auf dem Parteitag der Grünen in Saarbrücken am 23. März 1980 unter Berufung auf Erich Fromm, das beschlossene Programm der Partei sei „bestimmt […] vom Modus des Habens“[9], also zu materialistisch.[10] Bereits am 2. März selben Jahres rief die GAZ zusammen mit der Grünen Liste Schleswig-Holstein und der Bremer Grünen Liste die Arbeitsgemeinschaft ökologische Politik bei den Grünen (AGÖP) aus, die einen Gegenpol zum dominierenden linken Flügel der Partei bilden sollte. Vier Monate später, am 16. Juli, gründeten diese die Organisation Grüne Föderation, die sich im Oktober in Ökologische Föderation umbenannte. 1981 löste sie sich endgültig aus der Partei heraus; Gruhl selbst verließ die Grünen am 18. Januar 1981;[11] mit ihm traten etwa ein Drittel der Mitglieder aus.

ÖDP (1982–1990)1982 war Gruhl Mitbegründer der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP), die teilweise aus der Ökologischen Föderation hervorging. Auf deren erstem öffentlichen Bundesparteitag am 6. und 7. März selben Jahres in Bad Honnef gewann Gruhl mit 101 zu 32 Stimmen die Wahl zum Bundesvorsitzenden gegen die niedersächsische ÖDP-Landesvorsitzende Heidrun Hamatschek.[12] Bis 1989 blieb Gruhl ohne Unterbrechungen Bundesvorsitzender der Partei. In dieser Zeit prägte Gruhl die Außendarstellung und das Selbstverständnis der Partei insbesondere mit dem Slogan „Weniger ist mehr[13] und führte sie 1988 zu einem ersten Achtungserfolg bei der Landtagswahl von Baden-Württemberg mit einem Ergebnis von 1,4 Prozent.




Herbert Gruhl 1989 mit S. Mögle-Stadel
TV-Runde "Ist die Erde noch zu retten".

Ich habe Dr. Gruhl Anfang 1989 im Vor-
lauf zu der von mir co-produzierten und
moderierten TV Diskussion "Wie ist
die Erde noch zu retten?" kennen-
und schätzengelernt. Wir blieben
bis zu seinem Tod 1993 in Kontakt.
An der Gründung der damaligen
Weltbürgerpartei konnte Dr. Gruhl in
Folge seiner Krebserkrankung nicht
mehr teilnehmen.
Stephan Mögle-Stadel









Seite 298 aus obigem Buch
Notwendigkeit Weltregierung:



Zwangsmittel zur Zukunfts-
vorsorge durchsetzbar(?):



Keine globale Führungs-
elite vorhanden:



Widerstand gegen eine
Weltnotstandsregierung: