Folke Bernadotte

Am 1. September 1943 wurde er Vizepräsident des Schwedischen Roten Kreuzes. Da dessen Präsident, ein Onkel Bernadottes väterlicherseits, zu diesem Zeitpunkt bereits 82 Jahre alt war, lagen nahezu alle Amtsgeschäfte in den Händen von Bernadotte. Er begann bereits unmittelbar nach Amtsantritt, Pläne für die Nachkriegstätigkeiten des Schwedischen Roten Kreuzes auszuarbeiten. Des Weiteren verhandelte er in seiner Funktion im Jahr 1945 mit Heinrich Himmler erfolgreich über die Freilassung der skandinavischen KZ-Häftlinge. Zusätzlich zu ca. 8.000 Häftlingen skandinavischer Herkunft wurden im Rahmen dieser Mission etwa 10.000 bis 12.000 Häftlinge anderer Nationalität vor allem aus Ravensbrück und Theresienstadt zunächst im Lager Neuengamme bei Hamburg gesammelt und später nach Schweden überführt. Durchgeführt wurde diese Aktion, die in die schwedische Geschichte und die Geschichte der Rotkreuz-Bewegung als die „Weißen Busse“ eingegangen ist, kurz vor Kriegsende von ca. 250 Helfern des Schwedischen Roten Kreuzes.

Am 20. Mai 1948 wurde er zum ersten Vermittler in der Geschichte der Vereinten Nationen (UNO) gewählt und in Palästina eingesetzt. Während seiner Tätigkeit im ersten Palästinakrieg von 1948 legte er unter anderem den Grundstein für das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA). Er setzte sich in den Verhandlungen mit den Israelis für eine Anerkennung des Rückkehrrechtes der palästinensischen Flüchtlinge ein, konkret bat er am 17. Juni 1948 die Israelis, die Rückkehr von 300.000 Flüchtlingen zu ermöglichen. Am 17. September 1948 wurde er zusammen mit UN-Beobachter Colonel André Serot von militanten Führern der jüdischen Terroristen-Gruppe Lechi, die manchmal auch als „Stern-Gruppe“ bezeichnet wird, erschossen. Grund für die Ermordung war sein öffentliches Bekenntnis, die palästinensischen Flüchtlinge hätten einen Anspruch, in ihre Heimat zurückkehren zu dürfen. Darüber hinaus stieß jedoch auch sein Plan, die Stadt Jerusalem unter internationale Aufsicht zu stellen sowie das Gebiet Negev an die Araber abzutreten, auf massiven Widerspruch der Iraelis. Seine Vorschläge zur Lösung des Flüchtlingsproblems waren die Basis für die am 11. Dezember 1948 von der UNO-Vollversammlung beschlossene Resolution 194, in der das Recht auf Rückkehr für die Flüchtlinge beider Seiten festgestellt wurde.

Die Drahtzieher des Anschlags erhielten wenige Monate später trotz dringenden Tatverdachts Generalamnestie von der israelischen Regierung.


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